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Rold Skov

Die Kommunen Rebild und Mariagerfjord.
Der Wald Rold ist der größte, urwüchsige Wald Dänemarks, gut 8000 ha, davon etwa 2200 ha staatseigener Wald, der Rest gehört den Gütern Lindenborg, Willestrup und Nørlund. Im staatseigenen Wald sind viele markierte Wege für Laufen, Reiten und Mountainbikes, und auch Lagerplätze, Parkplätze und Infos.
 

Landschaft und Geologie
Der Wald Rold liegt auf einem hoch gelegenen Moränen-Plateau, von dem großen Tunneltal des Lindenborg Flusses Nord-Süd geteilt. Der Höhenunterschied zwischen der Talboden (etwa 10 m Seehöhe) und das höchste Plateau (80 – 100 m Seehöhe) hat eine große landschaftliche Bedeutung. Im Grenzgebiet zwischen Tal und Plateau sind während des eiszeitlichen Abschluss mehrere markante Erosionstäler entstanden, z. B. der Höhenzug Rebild Bakker, und dank der Steilhänge im Flusstal kommt das Grundwasser im ganzen Tal unten an den Abhängen hervor und bildet sehr wasserreiche Quellen, die zu den größten Nordeuropas gehören: Lille Blåkilde, Ravnkilde, Kovads Bæk, Rold Kilde, Gravlev Kilde, Ersted Vælder und noch mehr.
 

 Kovads Bæk i Rebild bakker - Rold Skov
 
Der Quellenbach Kovads Bæk entspringt im tiefen Erosionstal Stendalen, der sich von Gravlevdalen in den Höhenzug Rebild Bakker hineinschneidet. Am Fuß des Höhenzugs drängt sich das Grundwasser in einem großen Quellensumpf hervor, wo Hunderte von kleinen Quellen sich in den Bach Kovads Bæk sammeln und pro Sekunde 80 – 90 Liter kristallklares Quellenwasser liefern. Wie die übrigen Quellen im Tal hat der Bach Kovads Bæk eine seltene Kleintierfauna, und der Bach ist so groß, dass er auch für Meerforellen ein wichtiges Laichgebiet ist.

Der Untergrund des Waldes besteht aus Bryozokalk und Schreibkreide, die an vielen Orten aus dem überlegenden, dünnen eiszeitlichen Schichten hervorragt, z. B. bei Skillingsbro Kalkgrav und Thingbæk Kalkminer (ehemalige Kalkbrüchen). Die Landschaft und die Natur im Gebiet Rold Skov sind stark von dieser Kreide beeinflusst.
Untersuchungen zeigen, dass das Flusstal Lindenborg an Verwerfungen von Bewegungen der Erdkruste entlang entstanden ist. Das heißt, das Tal war schon während des Tertiärs hier und ist nur vom Eis und Schmelzwasser „getrimmt“ worden. Das Ende der Eiszeit hat doch auch ihre landschaftlichen Eindrücke gemacht. Einmal hat ein riesen Block Toteis das Tal blockiert, und an den Seiten des Eises haben sich waagerechten Schichten gelagert, die heute am Höhenzug entlang als Terrassen verschiedener Stufen sichtbar sind.

Die Schreibkreide ist wegen der Bewegungen der Erdkruste und des Eisdrucks sehr brüchig, deswegen läuft das Wasser sehr schnell durch die Spalten zu den wasserreichen Quellen.
Der Waldboden und die Vegetation sind auch von der Schreibkreide stark beeinflusst. Seltene Pflanzen wie die Orchideen Frauenschuh und Rotes Waldvöglein mögen diese kalkreiche Erde.

Während der Steinzeit vor 6500 Jahren, als das Meer seinen Höhenpunkt erreichte, war der Strand direkt am Fuß der Höhenzug von Rebild. Ein enger Meeresarm erstreckte sich von Kattegat im Osten und der Limfjord im Norden durch ein Inselmeer in das Tal Gravlevdalen hinein. Der Meeresarm ermöglichte damals wie ein Kanal die ersten Ansiedlungen in Rold Skov, wo man heute dem Flusstal entlang Reste von Siedlungen gefunden hat.

 

Der Höhenzug Rebild Bakker ist von Erosionstälern gebildet worden, an der Grenze zwischen den tiefen Tunneltal Gravlevdalen und das herumliegenden Moränen-Plateau 60 – 70 m über dem Talboden gelegen. Die Erosionstäler sind von Schmelzwasser gebildet worden, das sich vor 8 – 10.000 Jahren kurz nach der Eiszeit in die unbewachsene Landschaft eingegraben hat. Während dieser Periode hat einmal ein riesiger Block Toteis das Tal blockiert, und an den Seiten des Eises sind dann waagerechten Schichten gelagert worden, die heute am Höhenzug entlang in verschiedenen Stufen als Terrassen sichtbar sind. Das Bild zeigt die oberste Terrasse von dem Haus von Lars Kjær Richtung Stendalen (im Hintergrund).


Tierleben
Das Tierleben in Rold Skov ist besonders für den großen Bestand von Rothirschen bekannt. Im Wald leben 800-900 Rothirsche, und der Bestand wächst. Die meisten davon befinden sich in den westlichen Wäldern Nørlund Skov und Rold Vesterskov, weil die Tiere sich dazu neigen, gegen die herrschende Windrichtung zu bewegen. Man meint, die heutigen Hirsche sind direkte Nachkommen der Hirsche, die während des Altertums hier gelebt haben. Im frühen Morgen oder am Abend bei Sonnenuntergang kann man die Tiere auf den Feldern außer dem Wald beobachten, z. B. bei Tveden und den Feldern westlich von Årestrup. Während der Brunstzeit Ende September und Anfang Oktober hört man in der Nacht das Gebrüll der Hirsche, und in der Dämmerstunde kann man mit Vorsicht Glück haben und an den imposanten Tieren näher kommen.
 

Kronhjort i Rold Skov

Rothirsch in der Abenddämmerung. Weil der Wald Rold Skov ein ziemlich geschlossener Waldgebiet ohne Lichtungen ist, kommen die Hirsche oft auf die Felder hinaus, um Fütter zu suchen. Für die Passanten sind sie schön zu beobachten, für die Bauern kosten die Hirsche aber oft große Schäden auf den Feldern. Zäune an den Waldrändern entlang, Füttern im Wald und eine koordinierte Jagd kann vielleicht das Problem lösen.

Das Rehwild sieht man oft im Wald. Fuchs und Dachs sind mit dem seltenen Baummarder die größten Raubtiere, und der Otter hat sich langsam in den Feuchtgebieten am Fluss entlang verbreitet.

Rold Skov ist ein EU-Schutzgebiet für Vögel, u. a. dank des seltenen Schwarzspechts und des Wespenbussards. Der Schwarzspecht, der so groß wie eine Krähe ist, hackt seine Höhlen sehr hoch (10 – 12 m), oft in frischen Buchen. Die großen Höhlen des Schwarzspechts werden später von Hohltauben, Dohlen oder Staren benutzt. Der Wespenbussard gleicht dem Mäusebussard und kommt als Zugvogel spät an. Deswegen benutzt er oft ehemalige Mäusebussard- oder Krähennester, die er mit Buchenzweigen auffrischt. Diese Gewohnheit verrät das Vorkommen dieses scheuen und seltenen Raubvogels, auch außer der Brutzeit.

Ab und zu kommen exotische Gäste wie Roter und Schwarzer Milan, und auch Fischadler und Schwarzstorch hecken oder haben hier geheckt. Natürlich haben die Waldseen ihr eigenes Vogelleben, besonders Gravlev Sø ist sehr vogelreich. Die vielen äsenden Schwanen und Blesshühner verhindern, dass der niedrige See überwuchert wird.
 

Troldeskov i Rold Skov

An vielen Orten im Wald wachsen verkrüppelte Buchen, die einen malerischen Zauberwald bilden, wie hier in Nordre Purker. Auf den Waldkarten heißt es, das die Buchen aus dem 18. Jahrhundert stammen (von Jahresringen gezählt), aber diese alten, riesigen Bäume können gut viel älter sein. Das kommt von ihren speziellen Veranlagungen, wieder aus den Stümpfen und Wurzeln zu treiben, wenn sie gefällt werden.

Pflanzenleben
Es gibt im Wald sowohl Abteilungen mit Nachkommen vom ursprünglichen Wald, als auch sehr große Flächen mit Nadelbäumen, die genützt werden. Besonders die Fichte wächst im sandigen und kiesigen Boden sehr gut, aber auch die nordamerikanischen Douglas und die Riesen-Tanne Grandis werden sehr hoch. In dem botanischen Garten Jyske Skovhave wächst die größte, dänische Tanne, eine Riesen-Tanne, die mehr als 33 m3 Holz enthält.

Pollendiagramme von dem See St. Økssø mitten im Wald zeigen, dass der Eiche bis in den Mittelalter hier dominant war – fast 1000 Jahre länger als in übrigen Dänemark. Damals erstreckte sich Rold Skov über den größten Teil von Himmerland. In Skindbjerglund findet man ein alter Eichenwald, der vermutlich Nachkommen des ursprünglichen Walds ist.

Die Buche dominiert heute als Laubbaum den Wald. Besonders im staatseigenen Wald gibt es große zusammenhängende Buchenwälder, die sich von den Nachkommen der ersten Buchen entwickelt haben und während des Mittelalters den Eichenwald verdrängt haben.  





Naturturist Nordjütland auf einer größeren Karte zeigen

Røllebøg i Rold Skov

Eine mehrstämmige Buche, auf Dänisch „røllebøg“ genannt, in Rold Skov. Jahrhundertelang bis der Verkauf an dem Gesellschaft Rebild 1912 war der Höhenzug das gemeinsame Weidegebiet des Dorfes Rebild. Alte Fotos zeigen, dass der Höhenzug fast ohne Bäume war, nur mit niedrigen Buchengebüschen, die von den Tieren abgebissen waren und gelegentlich als Brennholz gefällt wurden. Als die Tiere und die Bauern verschwanden, trieben die Gebüsche auch hier als die typische, mehrstämmige Buchen aus.

In Europa sind die Buchen verschieden. Jede Gegend hat ihren eigenen Typ entwickelt – mit speziellen, ererbten Eigenschaften, z. B. Zeit des Ausschlagens, der Wuchs und die Widerstandskraft. Die heimischen Buchen in Rold Skov gehören einer Gruppe (sogenannter Provenienz) von Buchen, die sich an der nördlichen Grenze der Verbreitung von Buchen entwickelt haben, d. h. in Nordjütland und vielleicht mit einzelnen Vorkommen im südlichen Norwegen.

Diese ”Rold Skov Buchen” wachsen relativ langsam, sind nicht so gerade, sind aber robust und haben im Vergleich zu den südlichen Buchen eine extra Vermehrungsstrategie. Wenn man die fällt, treiben sie Schösslinge aus dem Stumpf und den Wurzeln. Es gibt Zufälle, wo eine Buche 20 – 30 neue Stammen entwickelt hat (auf Dänisch „Røllebøg“ genannt). Vielleicht ist diese Eigenschaft als eine Absicherung gegenüber schlechten Zeiten entwickelt, da die nördlichen Verhältnisse oft einen schlechten Fruchtansatz heißen. Diese Eigenschaft hat man aber seit Jahrhunderten ausgenützt, d. h. man konnte die Buchen mehrmals abschneiden oder fällen ohne Neuanpflanzung. Schöne, mehrstämmige Buchen findet man i Rebild Bakker, Troldeskoven, Bjergeskoven, Fræer Purker und Nordre Purker. Schlechte Bedingungen und das Anfressen von Tieren entwickeln hinzu einen verkrüppelten Zauberwald.
  

Fruesko i Rold Skov

Frauenschuh in Rold Skov wächst an einem Ort, wo der Wald wegen Weiden früher ziemlich offen war. 1826 hat der Staat als Pfand (Hypothek) für Steuerschulden das Gut Buderupholm übernommen, und damals war der Wald total ausgebeutet und konnte kaum als Wald gelten. Dieser offene Wald war für den Frauenschuh sicher ein günstiger Standort, da er eigentlich auf einer kalkreichen Weide gehört. Heute geht es den Frauenschuhen wieder besser, da die staatliche Forstbehörde durch Holzfällen die Lichtung offen hält.

Ungeachtet des Reichtums von verschiedenen Pflanzen und Pilzen in den gut 8000 ha Wald ist eine einzelne Pflanze die Ikone des Waldes geworden. Der sehr seltene Orchidee Frauenschuh (Cypripédium calcérolus) wurde 1884 an einem kalkreichen, nach Westen gelegenen Abhang in Bjergeskoven gefunden. Frauenschuh findet man nur an zwei Orten in Dänemark, hier in Rold Skov und in einem privateigenen Wald ohne Zutritt. Frauenschuh ist die größte europäische Orchidee. In Bjergeskoven wächst sie in einem 250jährigen Buchenwald, der früher wegen Abgrasen und Schneiden mehr offen war. Schon 1889 musste man den Bestand einzäunen, um ihn gegenüber abschneiden und ausgraben zu schützen. Dieser Zaun besteht jetzt seit 120 Jahre (erneut und instandgehalten), und in derselben Einzäunung wächst noch eine botanische Seltenheit, die Orchidee Rotes Waldvöglein, die doch nicht so bekannt ist wie der Frauenschuh. Der Frauenschuh blüht Ende Mai, Rotes Waldvöglein im Juli.


Der Dolmen „Stenstuen” ist der besterhaltene der relativ wenigen Steingraben aus der Jungsteinzeit, der Megalithen Zeit, wo man sonst über das ganze Land zu Hunderte von Dolmen und Riesenstuben gebaut hat. Ein Dolmen ist ein Grabkammer, der ursprünglich fast mit Erde gedeckt war, und nur die Spitze der Deckstein sichtbar war. Mit der Zeit ist der Kammer bloßgelegen worden. Sowohl „Stenstuen“ als auch der Dolmen „Ønskestenen“ in der Nähe hat man früher als heidnische Altäre gesehen, und auf alten Karten heißen sie Opfersteine.

Kulturgeschichte
Während der Steinzeit war Rold Skov ein undurchdringlicher Urwald, und obwohl es nur wenig Funde der Altsteinzeit gibt, findet man in dem Tal Gravlevdalen einzelne Siedlungsschichten, die darauf zeigen, dass die ersten Bewohner den Meeresarm benutz haben. Während der Mittelsteinzeit hat man angefangen den Wald zu roden, wahrscheinlich zuerst die offene Landschaft im Tal entgegen. Man hat die Bäume gefällt und Zweigen und Reisig abgebrannt. In der nahrhaften Asche hat man urtümliche Weizensorte angebaut. Nach wenigen Jahren war die Erde ausgebeutet, und man hat wieder Wald gerodet, und die alten Felder wurden als Weide benutzt oder sind wieder mit Wald überwuchert. Man hat bis heute keine Siedlungsfunde der Jungsteinzeit gemacht, die Gräber zeigen aber, wo die Bauern lebten. In dem Wald Nørreskoven in der Nähe vom Tal liegen mehrere Grabhügeln, vermutlich aus der Jungsteinzeit. Die Jungsteinzeit in Dänemark ist besonders wegen ihren imposanten Hünengräber und Ganggräber bekannt. In dem Tal Havdalen liegen zwei Dolmen, Stenstuen und Ønskestenen genannt. Vielleicht war einmal dieses Tal eine bebaute Streife, die sich von dem Meeresarm in den Wald erstreckte.
 

In dem Wald Bjergeskoven liegt dieser sehr wohlerhaltene Grabhügel, mit dem Nachbar zusammen sagt man denen „Svinehøjene“ – die Schweinehügel. Die Größe – typisch mehr als 2½ m hoch – und ihre Lage in der Landschaft deutet darauf hin, dass diese Hügel während der Bronzezeit gebaut worden sind. Wenn die Hügel heute nicht von dem Wald umkränzt wären, wären die von weitem sichtbar sein. Der Grabhügel wurde gebaut, um einen führenden Person zu ehren, vielleicht einen Häuptling, aber der Hügel war auch durch die imposante Arbeit dem Stamm eine Ehre. Der Hügel wurde mit aufgestapelten Soden gebaut, die man von den umliegenden Weiden geholt hat - und dabei eine Fläche wie ein paar Fußballfelder zerstörte.

Die markantesten Kulturspuren in Rold Skov sind die vielen Grabhügeln aus der Bronzezeit. Obwohl nur wenig von denen ausgegraben sind, deuten allein ihre Größe auf diese Periode. Besonders vier Orten sind interessant: Nørreskoven nördlich von Rebild, der Wald südlich von Rebild Skovhuse, der Wald südlich von Skørping und der südöstliche Teil von Siem Skov.

Im Wald Nørreskoven befinden sich ungefähr 50 großen Grabhügeln in nur 1 km2. Hier findet man auch eine Steinreihe von 70 m Länge, die vielleicht während der Bronzezeit ein Teil des Sonnenkults war. Im Wald Siem Skov hat man eine Siedlung der Bronzezeit ausgegraben, die in der Nähe von einer Sammlung von Grabhügeln liegt. Dieser Fund zeigt darauf hin, wo man andere Siedlungen der Bronzezeit suchen konnte, z. B. in Rebild Skovhuse, auf den Feldern nördlich von Rebild und in der Lichtung Slettingen.

Die Karte der Denkmäler zeigt, dass man in großen Teilen von Rold Skov westlich der alten Hauptstraße A10 und in großen Teilen des östlichen Walds keine sichtbaren Denkmäler findet. Vielleicht waren hier nie Bebauungen und Siedlungen? Der Wald verheimlicht immer noch Mysterien.

Die Spuren der Eisenzeit in Rold Skov sind nicht besonders deutlich was Denkmälern betrifft, aber einige Funde deuten schon auf der zukünftigen Form des Waldes mit der Lichtung Rebild Skovhuse und das Dorf Rebild hin. Unter dem Parkplatz bei Rebild Bakker versteckt sich das Rebild der Eisenzeit.
 

Information

 

 

© Naturturist                                                   Sidst opdateret 17. februar 2018